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Mit Gemeinwohl-Ökonomie zu mehr sozialer Gerechtigkeit

Um (Verteilungs-) Gerechtigkeit auf nationaler und globaler Ebene ging es im Vortrag des Finanzmarkt-Experten und Gemeinwohl-Ökonomie-Botschafters Günter Grzega beim Neujahrsempfang der ÖDP im Talhof-Café Walden.

Gunter Grzega

Grzega fordert ein Ende des an Gier und grenzenlosem Eigennutz ausgerichteten neoliberalen Wirtschaftssystems. Er sieht den Neoliberalismus als rückwärtsgewandte Wirtschafts-Theorie und hat dies an Beispielen der historischen Entwicklung erläutert.
    Gemeinwohl-Ökonomie, dieser etwas sperrige Begriff, steht für eine Gesellschaftsform, die ökologische und soziale Belange in den Mittelpunkt allen Handelns (und des Handels) stellt. Ziel ist, eine faire Verteilung von Einkommen und Vermögen, mehr Wohlstand für alle anstatt fortschreitender Profitmaximierung der Mächtigen und Reichen. Den neuesten Zahlen von Oxfam zufolge, nimmt diese Ungleichverteilung in erschreckendem Maße auch in Deutschland zu und bietet sozialen Sprengstoff. Um dies zu korrigieren, ist ein radikales Umdenken nötig, weg vom menschenverachtenden ungezügelten Kapitalismus des derzeit herrschenden Neoliberalismus (der alle Bereiche unseres Lebens umfasst) hin zu einem gerechten und nachhaltigen Wirtschaften. „Der Neoliberalismus mit seinem letztlichen Anspruch auf Ablösung des demokratischen Staates durch eine  sogenannte marktkonforme Demokratie (Angela Merkel) ist die derzeit größte Gefahr für alle Gesellschaften“ warnt Grzega, der Volksbegehren und Volksentscheide nach Schweizer Vorbild fordert. Auch zitiert er Papst Franziskus: „Diese Wirtschaft tötet.“ Leider sei eine Mehrheit der Entscheider in Politik und Wirtschaft nicht bereit, das neoliberale Dogma kritisch zu hinterfragen.
    Grzega vergleicht Deutschland mit dem First-Class-Deck der Titanic. Als zerstörerischen  Eisberg sieht er ein Scheitern des Euro und den Austritt weiterer von Deutschland niederkonkurrierten Nachbarn. „Der Turbokapitalismus zerstört inzwischen massiv unsere europäische Idee von Frieden und Wohlstand.“ Als Ursachen der letzten und zukünftiger Finanzkrisen sieht er die Deregulierung der Finanzmärkte und die Zulassung von Banken außerhalb jeder Finanzaufsicht und staatlichen Kontrolle. Auch bisherige Bundesregierungen haben sich durch Sozialabbau zum Handlanger des Neoliberalismus gemacht. Es sei dringend erforderlich, das Finanz-Casino zu regulieren. Seine Vorschläge dazu: Finanz-Transaktionssteuer, Finanz-TÜV für neue Finanzprodukte, Verbot kreditfinanzierter Finanzmarktgeschäfte und Rückkehr zum Trennbank-System. Das heißt: mehr staatliche Kontrolle, denn sonst dient die Privatisierung der Welt allein den Starken. Wenn der demokratische Staat das nicht reguliert, ist der nächste weltweite Finanz-Crash unausweichlich. Durch die Geldvermehrung der Banken bildet sich eine immer größer werdende Spekulationsblase. So betrage das Welt-BIP der Realwirtschaft rund 70 Billionen Dollar, während der Wert der Derivate des Finanz-Casinos auf das 10-fache geschätzt wird. Aber die Regulierung des Finanzwesens reiche nicht aus ohne Lösung der Verteilungsfrage, also ohne faire Beteiligung aller Schichten der Bevölkerung und aller Länder dieser Erde an der Natur-Dividende und den wirtschaftlichen Ergebnissen. Wer dies nicht glaubt wird bitter erwachen prognostiziert der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Sparda-Bank München.                                                               Auch die Bestrebungen, das Bargeld abzuschaffen sind von Profitinteressen angetrieben. In Deutschland ist aber, anders als z.B. in Schweden, Bargeld für die Menschen wichtig. Eine Abschaffung wäre nur nach einem bundesweiten Volksentscheid, den es aber noch nicht gibt, möglich.
    Zum Schluss gab Günter Grzega noch einen optimistischen Ausblick, da die Gemeinwohl-Ökonomie-Bewegung immer mehr Fahrt aufnimmt. So erstellen immer mehr Unternehmen und auch Gemeinden eine Gemeinwohl-Bilanz. Am Beispiel der Sparda-Bank München wurde dies erläutert und gezeigt, dass die Bank dadurch ihre Kundenzahl kontinuierlich erhöhen konnte.
Die Gemeinwohl-Ökonomie sei keine von oben aufgesetzte Ideologie, sondern eine demokratisch von unten, von Unternehmen und Gemeinden entwickelte Graswurzel-Bewegung in Europa.
Diese Idee unterstützt auch die ÖDP im Kreis Heidenheim und will die Diskussion darüber weiterführen. Packen wir es an, unsere Erde verdient es, dass wir uns um sie kümmern!

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