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persönlicher Kommentar

Zur Bildungsmisere

„Herr, schmeiß Hirn raa !“ (Buchautor Dr. Gerhard Raff) (2)

Zurück zum Vernünftigen:

Vorübergehend mag anderes nötig sein (wie z.B. Zweitlehrer in problematischen Klassen; Teams mit Sozialarbeitern und Psychologen). Langfristig jedoch ist die Rückkehr zum Besseren ratsam:

Ein Fachlehrer, ein Lehrbuch.
Der Lehrer kompetent, gerecht, nett.
Der Unterricht nüchtern, klar, einfach.

Der Unterricht in der gymnasialen Mittelstufe und Oberstufe ist dann immer noch anspruchsvoll genug (z.B. im Chemieunterricht der Klassen 9 bis 12/13, wo hervorragendes Denktraining möglich ist). Wenn das Hilfspersonal, die Hilfsmittel und Hilfsveranstaltungen überhandnehmen, ist der Kollaps nicht mehr weit.
„Vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen“ ist eine schon lange  gesehene Gefahr, die aber mittlerweile Realität wird.


Keine verhängnisvollen Vorgriffe:

Lernende nicht vorgreifend schon einige Zeit im Paradies wandeln lassen, wenn der lange, harte Weg zum Paradies (der Weg zu umfangreichen, fundierten Fachkenntnissen) danach erst noch gegangen werden muss. Der Weg erscheint dann unerträglich lang und hart und wird oft enttäuscht und frustriert abgebrochen.

Keine Tabuisierung nötiger und wertvoller Übungsformen:

Beobachtete und mehrfach so artikulierte Haltung zu bestimmten Übungsformen: „Da machet se zu viel Fehler.“ (z.B. bei der deutsch-englischen Übersetzung; beim Diktat)
Wertvolle Übungsformen mit dieser Begründung zu verweigern (eine Bankrotterklärung!), hat gravierende Negativwirkung. Stattdessen sollte man zu diesen Übungsformen eine Lehrtradition und Prüfungstradition ins Leben rufen. Diese würden Fehler schnell minimieren.

NB (1). Der lange offene o-Laut Vokal des Englischen (der Vokal wie in „saw“) kann auf neun verschiedene Weisen geschrieben werden. Das Diktat als Übungsform zur Überprüfung der Kenntnis der Schreibungen ist daher sehr wertvoll und unverzichtbar.
 
NB (2). Die Schreibung ea steht im Englischen für sieben verschiedene Laute (vgl. heart, earth, seat, dead, break, wear, dear). Die Übungsform Lautes Lesen ist daher sehr wertvoll und unverzichtbar.

B vor A war noch nie empfehlenswert:

Wer schon früh stolz mit den beantworteten Prüfungsfragen des Abschlussjahres unterm Arm herumläuft, statt zuerst den Stoff selbst zu erlernen, torpediert seinen Erfolg.

Kinder haben einen Anspruch auf Vorbild und Führung.

Wer Kindern Führung verweigert, richtet viel an.
Das frühere Prinzip, in den 13 Jahren der Ausbildung nach und nach mehr Mitsprache einzuräumen, war richtig und war auch bei den Kindern und Jugendlichen als vernünftig voll akzeptiert.

Zuerst die Pflicht (Erlernung des Handwerkszeugs),
dann die Kür (freiere, kreativere Arbeits- und Übungsformen):
Z.B. im Englischunterricht zuerst genügende Vokabel- und Grammatik-Kenntnisse, dann erst freies Schreiben.

Man muss auch zurückhalten können

(z.B. Stoff, Methoden, Übungsformen, Motivierendes),
wenn erst ein späterer Zeitpunkt des Einsatzes sinnvoll ist.
„Dat kriegn wa später,“ hieß es früher zurecht.
Alles Leckere möglichst früh zu bringen (z.B. das Fünferzahlensystem schon in Klasse 6) ist ein Kardinalfehler.

"Frontalunterricht" und "Faktenwissen":

Wer die bewährteste Unterrichtsform als „Frontalunterricht“ (die auch bei der Herstellung des nötigen Maßes an dizipliniertem Verhalten bei schwierigen Klassen hilfreich ist) und fundiertes Wissen als „Faktenwissen“ oder „Inselwissen“ diffamiert, muss wissen, was er tut.
Die Überbetonung von Zusammenhängen und des Hinterfragens produziert beachtliche Langzeitschäden.
Konkurrenten wie die USA, Ostasien und vernünftiger agierende Staatengruppen Europas reiben sich dankend die Hände.

Kein Motivationsfeuerwerk zur Unzeit:

Kein Einrennen sperrangelweit offener Türen (sowieso, lehrerunabhängig, allgemeine Begeisterung im Anfangsunterricht Englisch!) mit dem Rammbock (Motivationsfeuerwerk zur Unzeit)!

Lernen ist nicht nur Vergnügen:

Es hat keinen Sinn, Lernen (wie bei vielen Sprachlerninstituten zwecks Kundenfangs üblich) nur als Fun darzustellen und zu betreiben. Die Erlernung von Naturwissenschaften und Sprachen ist über weite Strecken harte Knochenarbeit („per aspera ad astra“ –  „Über raue Wege zu den Sternen“).

Falsches Prinzip der Bildungsvermittlung (Reformpädagogen):

„Der Schüler soll entscheiden,
was er lernen will,
wie er es lernen will,
und mit welchem Ergebnis er zufrieden ist.“

Damit kann eine Nation als konkurrenzfähiger Staat abdanken.

Nur Erfahrene können sagen und festlegen, was zu lernen ist und wann es mit genügender Tiefe der Durchdringung zu lernen ist.
Behandelt man Stoff zu früh (wo noch kein tiefergehendes Verständnis möglich ist), so wird die erneute Behandlung zu einem späteren Zeitpunkt, wo auf Grund dann vorhandener Voraussetzungen erstmals volles Verständnis möglich ist, vielfach abgelehnt („hatten wir schon bei Frau NN!“).
Langeweile und verstärkte Disziplinprobleme im Schlepptau.

Auf Rosinenpickerei folgt schnell Lustlosigkeit und Desinteresse, wenn die Inhalte anspruchsvoller werden und gute Grundkenntnisse zu ihrer Aneignung nötig sind.

Keine Angst vor Stoff-Streichungen in den Lehrplänen:

In den 1960er Jahren wurde wegen der Umstellung von Schuljahresbeginn Ostern auf Schuljahresbeginn Herbst in Baden-Württemberg Lernstoff im Umfang eines halben Jahres gestrichen. Auswirkung auf die Studierfähigkeit (Universitätsreife): Null.

Solange die zu fordernden Leistungen des Gymnasiums erreicht werden (Breitgefächerte Grundkenntnisse; abstraktes Denken; Fähigkeit zu anspruchsvoller Analyse, Argumentation und Formulierung), ist gegen Streichungen von Lernstoff nichts einzuwenden. 

Autor/in:
Hans Otto Vogl
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